Die ABS Robur hat das frühere Labor-Gebäude an der Bahnhofstraße in Zittau hergerichtet. Einige Sachen fehlen noch - vor allem aber die Kunden. Die gemeinnützige ABS Robur hat das frühere Labor-Gebäude an der Bahnhofstraße in Zittau hergerichtet. Einige Sachen fehlen noch im Möbelmarkt - vor allem aber die Kunden.

Immer noch sind sie am Aufbau und Verrücken der Möbel. „Von einer Ecke in die nächste“, sagt Ralf Ulbrich. „Wie Platz ist“, ergänzt Patrick Wünsche. Sie und andere Mitarbeiter der gemeinnützigen ABS Robur GmbH haben das Labor-Gebäude der ehemaligen Zittauer Brauerei an der Bahnhofstraße 23 soweit hergerichtet, dass die Räume im Erd- und Obergeschoss für den Verkauf der gebrauchten Sachen zum kleinen Preis genutzt werden können. „Sie sind begeh- und vorzeigbar“, meint Ralf Ulbrich. So hat an der Adresse seit diesem Monat der soziale Möbelmarkt geöffnet, der sich zuvor am Külzufer 19 befand.

Am alten Standort bestand keine Perspektive mehr. Die Stadt als Eigentümer gewährte dem Betreiber eine letzte Auszugs-Frist bis Ende September, nachdem sie ihm zuvor wegen baulicher Mängel gekündigt und daraufhin die obere Etage des Büro- und Werkstatt-Gebäudes gesperrt hatte. Nur die Ausstellungshalle durfte weiter genutzt werden. Mangels geeigneter Alternativen, aufgrund der besseren Lage sowie wegfallenden Miete fiel die Wahl auf die alte Brauerei. Sie gehört der gemeinnützigen Zeitsprung Zittau GmbH, dem Tochterunternehmen der ABS Robur.

Ehemalige Chefin hilft wieder mit

Doch auf dem Grundstück ist bisher nur ein Teil der Villa saniert, auch mit Geld von der EU. Die Fördermittel sind bis 2027 an den Zweck gebunden, darin an die Brau-Tradition zu erinnern. Sonst droht die Rückzahlung. Von allen leerstehenden Gebäuden noch am besten sah das ehemalige Labor dahinter aus. Der bauliche Zustand sei schon erschütternd gewesen, jetzt aber in Ordnung, meint Viola Oehme. Die 68-Jährige leitete den Möbelmarkt von Beginn an und hörte aus Altersgründen Ende März 2024 auf. Weil die Geschäftsführerin aber seit Monaten erkrankt ist, unterstützt sie ihre Kollegen wieder. „Hier steckt mein Herzblut drin. Das lässt einen nicht los“, begründet Viola Oehme den Schritt. Auf ihr Team lässt die ehemalige Chefin auch nichts kommen.

Die Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten unter anderem den Eingangsbereich frei geschnitten, Dachrinnen angebracht, einen Schornstein neu aufgebaut, eine Gaube abgerissen und zugedeckt, mit Holzbalken eine durchgebrochene Decke geschlossen, Wände teilweise verputzt und gemalert, Fenster ausgetauscht oder aufbereitet. Die Stadt sponserte gebrauchte Öfen, um die Räume beheizen zu können. Für den Strom- und Wasseranschluss ist ein höherer vierstelliger Betrag nötig. Dafür fehlt der ABS Robur das Geld, ihre einzigen Gewerbe-Einnahmen erzielt sie aus dem Gewässerbau.

Das Büro des Möbelmarkts befindet sich seit Oktober mit im Verwaltungssitz der ABS Robur an der benachbarten Bahnhofstraße 25. Von dort holen die Mitarbeiter das Wasser in Eimern. Für Reparaturen setzen sie auf Akku-Geräte oder nutzen den Hinterhof. „Was bei den Temperaturen nicht allzu viel Spaß macht“, sagt Ralf Ulbrich. Er ist aber froh, dass mit dem Umzug das Pendeln zwischen altem und neuen Standort ein Ende hat: Bis Ende des Monats wird auch die Ausstellungshalle am Külzufer leergeräumt sein.

Dabei steht auch im Labor-Gebäude noch Arbeit an - für die wärmere Jahreszeit. Im Treppenhaus fehlt stellenweise Putz und Farbe. Die Fußböden sind noch in beiden Etagen zu überarbeiten, gar zu erneuern. In einem Raum im Erdgeschoss dienen derzeit Paletten und Teppiche als Untergrund, um darauf Möbel stellen zu können. Im Eingangsbereich fehlen Fliesen. Und im Obergeschoss sind die Holzböden abzuschleifen und zu lackieren. So hängen zwischen den Räumen noch Vorhänge, um die fertigen von den noch im Bau befindlichen Bereichen abzugrenzen. Auch manches Fenster aus DDR-Zeiten ist undicht. Doch jedes hat ein anderes Maß. Sonderanfertigungen sind in dem Fall also nötig.

Möbelmarkt braucht Materialspenden

Aufgrund der Situation können manche Stoffmöbel nicht direkt auf dem Fußboden stehen, um nicht zu verdrecken, aber auch nicht zu nah am Fenster, um keine Feuchtigkeit anzuziehen. So gestaltet sich die Ausstellung nach den Worten von Ralf Ulbrich derzeit kunterbunt. Die Räume sollen aber perspektivisch einmal thematisch eingerichtet werden. Das sei noch keine Verkaufskultur, meint Viola Oehme, die zunächst um Materialspenden bittet. „Abholen wäre kein Problem“, so die 68-Jährige.

Und während sich die mit dem Umzug geänderte Telefonnummer bei Möbel-Spendern schon herumgesprochen hat, ist die neue Adresse bei den Kunden noch nicht bekannt. Momentan wirtschafte der Markt nicht kostendeckend, berichtet sie. Dabei hat die soziale Einrichtung am Donnerstag sogar zwei Stunden länger als bisher auf. „Um der arbeitenden Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich die Möbel anzusehen“, informiert Viola Oehme.

Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch von 7.30 bis 15 Uhr, Donnerstag von 7.30 bis 17 Uhr

Kontakt: Telefon 03583 777850 oder Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Sächsische Zeitung - Löbau vom 22.02.2025, Seite 17 / Lokales | Löbau Thomas Christmann

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